Die ISO 9001 ist wie der Führerschein….
Als ich neulich vor ca. 45 Personen einen Vortrag allgemein zum Thema Qualitätsmanagement und ISO 9001 halten durfte, stand ich vor einem bekannten Problem: Wie erklärt man möglichst einfach und verständlich, was Qualitätsmanagement und die ISO 9001 ist?
Ich hatte es schon längere Zeit im Hinterkopf und bei dieser Veranstaltung probierte ich es mal aus und verglich die Einführung und Zertifizierung eines Qualitätsmanagementsystems mit dem Führerschein.
Fahrschule = Beratung zum Qualitätsmanagement
Führerscheinprüfung = Zertifizierungsaudit
Führerschein = ISO 9001 Zertifikat
Es funktionierte und die Gemeinsamkeiten waren so stark, dass wohl jeder die Erklärung verstanden hat.
Interne und externe Gründe
Wenn ich den Führerschein mache, dann habe ich auch interne oder externe Gründe dafür. Enweder möchte ich beispielsweise den Führerschein machen (interner Grund), weil ich mobil sein möchte oder ich muss ihn machen (externer Grund), weil mein Arbeitsplatz sonst nicht zu erreichen ist. Ein externer Grund für eine ISO 9001 Zertifizierung ist zum Beispiel die Aufforderung durch einen Kunden, ein interner Grund zum Beispiel der Wunsch nach einer Qualitätssteigerung zur Ehöhung der Kundenzufriedenheit.
Fahrlehrer / ISO 9001 Berater
Die meisten Teilnehmer an einem Führerscheinlehrgang können schon ansatzweise Auto fahren und bekommen vom Fahrlehrer dann noch ergänzendes Wissen und Können, um die Führerscheinprüfung zu bestehen. Zum Beispiel schauen die Leute kurz nach links in den toten Winkel, bevor Sie überholen. Der Fahrlehrer bringt Ihnen dann noch bei, ganz explizit den Kopf nach links zu drehen und deutlich zu schauen, weil dies sicherer ist als nur kurz im Augenwinkel und der Prüfer explizit darauf achtet. Genauso ist es in der ISO 9001 Beratung. Fast jedes Unternehmen hat ein mehr oder minder ausgeprägtes Qualitätsmanagement. So ist zum Beispiel festgelegt, wie bestimmte Arbeitsvorgänge stattzufinden haben. Der externe Berater erstellt dann davon in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Prozessbeschreibungen, damit es auch nicht zu Abweichungen davon kommt. Ebenfalls profitieren davon neue Mitarbeiter, die diesen Wissensstand nicht im Kopf habe, dieser aber nun dokumentiert ist. Und auch hier achtet der Auditor / Prüfer darauf, ob diese Anweisungen nicht nur mündlich vorhanden sind, sondern auch dokumentiert sind.
Theoretische Prüfung / Dokumentenprüfung
Während in der Fahrschule in der theoretischen Prüfung geprüft wird, ob der Prüfling in der Theorie das Wissen zur Erlangung des Führerscheins besitzt, so wird in der Dokumentenprüfung der ISO 9001 durch die Zertifizierungsgesellschaft geprüft, ob die Dokumentation der Normanforderung genügt.
Praktische Prüfung / Zertifizierungsaudit
Ein Fahrschüler muss einem externen Prüfer eine bestimmte Zeit praktisch vorführen, dass er in der Lage ist ein Fahrzeug regelkonform und sicher zu bewegen. Im Zertifizierungsaudit überprüft ein externer Auditor einer Zertifizierungsgesellschaft, ob das Qualitätsmanagementsystem in der Praxis entsprechend der Dokumentation und normkonform geführt wird.
Das war dann meine Erklärung „Qualitätsmanagement for Beginner“ und es funktionierte. Teilnehmer, die noch nie vorher mit der ISO 9001 in Berührung gekommen sind, konnten dann etwas mit dem Thema anfangen. Dass es zwar zum Überwachungs- und Rezertifizierungsaudit nichts vergleichbares im Bereich des Führerscheins gibt ist zwar schade. Aber alle stimmten mir zu, dass es bei einigen Fahrern wohl auch nicht verkehrt wäre, deren Fahreigenschaften regelmäßig zu kontrollieren.
Kundenanforderungen geprüft – ich bin zufrieden Ist QM und ISO 9001 auch ein Thema für Freiberufler?