Was ist eine Matrixzertifizierung?
Eine Matrixzertifizierung (teilweise auch Verbundzertifizierung oder Gruppenzertifizierung genannt) ist eine Zertifizierung, bei der sich mehrere Unternehmen mit der gleichen Ausrichtung zusammenschließen, um ihr Managementsystem zertifizieren zu lassen.
Matrixzertifizierungen sind dabei nicht nur nach der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 möglich, sondern zum Beispiel auch im Bereich Umweltmanagement nach ISO 14.001 oder Energiemanagement nach 50.001. Um den Lesefluss zu erleichtern, nehme ich allerdings im weiteren Verlauf des Artikels Bezug auf ein Qualitätsmanagementsystem.
Besonderheiten einer Matrixzertifizierung
Die beteiligten Unternehmen bestimmen eine Zentrale, die über die Gesamtverantwortung für die Festlegung und Überwachung des Managementsystems verfügt. Denn alle Unternehmen arbeiten unter dem identischen Managementsystem, d.h. mit einer gemeinsamen Qualitätspolitik, gemeinsamen Qualitätszielen und einer gemeinsamen Qualitätsmanagementdokumentation.
Der Vorteil einer solchen Matrixzertifizierung ist, dass nicht jedes Unternehmen jedes Jahr von der Zertifizierungsgesellschaft auditiert wird. Eine stichprobenartige Auditierung an ausgewählten Standorten ist ausreichen, um das Zertifikat für alle Unternehmen zu erlangen bzw. aufrechtzuerhalten. Dies ist nicht nur ein finanzieller Vorteil – solch ein Audit ist ja auch immer mit internem Aufwand verbunden. Und wenn man diesen internen Aufwand nur alle drei Jahre hat, dann ist das positiver, als wenn man das in jedem Jahr hat. Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass jedes Jahr ca. 30% der Matrixteilnehmer und die Zentrale auditiert werden – und somit jeder Teilnehmer einmal im Zertifizierungszyklus.
Allerdings auch wenn das externe Audit nicht jährlich bei allen teilnehmenden Unternehmen stattfindet, so müssen die von der Norm geforderten Tätigkeiten (zum Beispiel die Durchführung des internen Audits) bei allen Teilnehmern durchgeführt werden.
Und die Entscheidung bei welchen teilnehmenden Unternehmen das externe Audit stattfindet, entscheiden nicht die Unternehmen oder die Matrixzentrale, sondern die Zertifizierungsgesellschaft.
Und eine ganz weitere explizit zu erwähnende Besonderheit gibt es bei einer Matrixzertifizierung noch – fällt ein Unternehmen durch das Audit, sind sozusagen alle Unternehmen durchgefallen. Wobei ich dies auch nur der Vollständigkeit halber erwähne. Denn wenn Sie ein gutes Managementsystem haben und die internen Audits „sauber“ durchführen, dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr, sehr gering. Und außerdem zieht ja auch nicht der Auditor bei einer Abweichung das Zertifikat von der Wand, sondern Sie haben ja noch die Möglichkeit, dies zu beheben.
Ich persönlich finde Matrixzertifizierungen schon eine interessante Angelegenheit, wobei der Knackpunkt natürlich darin liegt, dass die Unternehmen die identische Ausrichtung haben müssen und unter dem gleichen Managementsystem arbeiten müssen. Da gibt es dann Branchen (im medizinischen Bereich zum Beispiel Arztpraxen, aber auch Rechtsanwaltskanzleien) in denen dies eher möglich ist, als in anderen Bereichen der freien Wirtschaft.
Was fordert die ISO 9001 im Kapitel 7 – Unterstützung? Vorlage Turtle-Diagramm
Guten Tag Herr Thode, Sie schreiben, dass trotz Matrix alle Teilnehmer die Durchführung des internen Audits sicherstellen müssen. Folgende Fragen stellen sich für uns: Welche Art internes Audit ist gemeint? Zählt das Matrix-System-Audit als ausreichendes regelmäßiges System-Audit (Dreijahresrhythmus) oder müssen wir regelmäßig (jährlich) zusätzlich noch interne System-Audits durchführen, zusätzlich zu unseren Prozess-Audits? Wir sind als Firma (Dienstleister) Konzernbestandteil und der Konzern bezahlt ja den externen akkreditierten Auditor, also sind wir als Konzernbestandteil auch ein Stück weit an der Bezahlung beteiligt.
Darf der eigene interne QM-Auditor = QMB das eigene QMS als Gesamtsystem auditieren oder auditiert er sich damit praktisch selbst?
Hallo,
entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort.
Da habe ich mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Es ist so korrekt, wie Sie es schreiben. Wenn Sie die komplette Matrix in einem Zeitraum von 3 Jahren komplett intern auditieren, dann reicht das völlig aus. Bitte aber im Hinterkopf haben, dass Sie unter Umständen dann einen Bereich intern nicht auditieren, der in dem Jahr vielleicht extern auditiert wird. Birgt u.U. ein etwas größeres Risiko.
Da gehen die Meinungen teilweise auseinander. Die Tendenz geht in die Richtung, dass der QMB zum Beispiel die Wertschöpfungs- und andere Prozesse auditieren kann, aber zum Beispiel nicht den Prozess des internen Audits o.ä..
Viele Grüße
Michael Thode
Und was ist mit dem DAKKS Hinweis auf die unzulässigkeit einer Matrixzertifizierung wenn die Unternehmen nicht einer gemeinsamen obersten Leitung unterliegen?
Hallo und vielen Dank für Ihren Kommentar.
Sie meinen mit Ihrer Frage sicherlich das diesbezüglich Merkblatt der DAkkS aus dem Mai 2019. Da dieser Blogartikel aus dem März 2018 ist, konnte ich darauf bei der Erstellung des Beitrages noch keinen Bezug nehmen.
Richtig ist, dass die DAkkS im Mai 2019 in einem Merkblatt vor der „Unzulässigkeit von Matrixzertifizierungen“ von „akkreditierungsrechtlich
unzulässigen Geschäftsmodellen“ gewarnt hat. Hier ein Link zum Originaldokument:
https://www.dakks.de/content/amtliche-mitteilung-zur-unzul%C3%A4ssigkeit-von-%E2%80%9Ematrixzertifizierungen%E2%80%9C